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Redundanzen – das doppelte Lottchen der Sprachwissenschaft

Doppelt gemoppelt hält im Roman nicht unbedingt besser. Was in Technik und Risikomanagement für mehr Zuverlässigkeit sorgt, weil Daten mehrfach abgesichert werden, ist im Roman (und generell fürs Schreiben) eher verpönt: die Redundanz. Es sei denn, du setzt sie bewusst als Stilmittel ein. Dann sprechen wir aber nicht mehr von Redundanz, sondern von Tautologie. Aber der Reihe nach …

 

Redundant (lat.) bedeutet überflüssig, überreichlich, unnötig – mehrfach vorhanden. In Texten ist die Redundanz wie ein doppeltes Lottchen, das uns nicht, wie im Buch von Erich Kästner, Streiche spielt und für spaßige Unterhaltung sorgt, sondern unnötige Mehrfachnennung von Informationen liefert. Gähn! Solche Dopplungen ermüden beim Lesen und schwächen die Aussage, statt sie zu verstärken.

 

Doppelt gemoppelt hält besser?

Schauen wir uns mal ein paar Beispiele an:

·        Gleißend helles Licht – weil gleißend ohnehin hell, grell, blendend, leuchtend bedeutet, ist es überflüssig, anzumerken, dass das gleißende Licht hell ist.

·        Der alte Greis – hast du jemals einen jungen Greis gesehen? Auch hier ist der Zusatz eine Dopplung und daher obsolet.

·        Der runde Kreis – ein Kreis ist per Definition rund und braucht deshalb keine zusätzliche Beschreibung.

·        „Gib mir bitte das Glas“, bat er. – Wenn aus der wörtlichen Rede hervorgeht, dass jemand um etwas bittet, braucht man das nicht erneut im Inquit zu erwähnen. Das gilt natürlich auch bei anderen Gelegenheiten, wie beispielsweise dem Bedanken: »Danke für das Buch«, bedankte er sich.  – Weg damit!

·        Das hat er bereits schon gesagt. – Bereits und schon bedeuten dasselbe. Daher: raus mit dem doppelten Lottchen!

Willst du mehr?

·        Der weiße Schimmel, das junge Mädchen, das Endresultat, der erste Anfang, die tote Leiche, die schwarze Dunkelheit, das brennende Feuer, subjektive Meinung, natürlicher Instinkt, so in der Art, …

Vielleicht ist dir auch schonmal der Begriff »Pleonasmus« begegnet. Er bedeutet im Prinzip dasselbe wie Redundanz: die überflüssige Dopplung innerhalb eines Wortes oder Ausdrucks.

 

Was bedeutet das für deine Schreibpraxis?

Im Schreibprozess kannst du theoretisch so viele Redundanzen raushauen, wie du willst, denn beim Schreiben hat der innere Zensor absolute Sendepause. Erst wenn es ans Überarbeiten geht, darf er dir kritisch über die Schulter schauen und die Löschtaste drücken. Achte bei der Überarbeitung deines Manuskripts auch gezielt auf Redundanzen und streiche sie ohne Kompromisse, damit dein Roman tatsächlich wirkt. Stehen lassen kannst du solche Dopplungen allenfalls zur Charakterisierung einer Figur, z. B. im Dialog. Im Fließtext sind sie das, was sie sind: überflüssig.

Vielleicht denkst du jetzt: ›Und wozu sind Lektoren da?‹ Warum du diesen Überarbeitungsschritt nicht ausschließlich dem Lektorat überlassen solltest, zeige ich dir demnächst in meinem Blogbeitrag zu der Frage, was das Lektorat kann (und was nicht).

 

Dopplung als Stilmittel

Die Tautologie hingegen, also der bewusste Einsatz von sinngleichen Wörtern derselben Art, kann die gewünschte Aussage verstärken, statt sie zu schwächen. Mit diesem Stilmittel kannst du eine Eigenschaft oder einen Umstand besonders hervorheben:

voll und ganz, nie und nimmer, ganz und gar nicht, angst und bange, immer und ewig – oder, um es mit Heinz Erhardt zu sagen: »… diente so auf diese Weise einer Ameise als Speise.«

 

Fallen dir weitere Redundanzen oder Tautologien ein? Lass uns nicht dumm sterben und teile sie mit uns!

 

 

Mit Begeisterung unterstütze ich dich beim Aufspüren von Redundanzen und sonstiger Unstimmigkeiten in deinem Roman. Wie wäre es mit einem Probelektorat? Damit bekommst du einen Einblick in meine Arbeitsweise und erfährst, ob die Chemie stimmt, denn sie ist neben der Expertise ein wichtiger Baustein für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.

 

Damit dein Roman nicht nur gut wird, sondern wirkt.

 

 

Dein Roman ist meine Leidenschaft.

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