Rhythmus und Textmelodie – komponiere deinen Roman
Rhythmus und Melodie sind ein Detail, das beim Schreiben leider allzu oft vernachlässigt wird. Vielen ist nicht klar, dass auch ein Text, selbst jedes einzelne Wort, Rhythmus und Melodie in sich tragen. Bei Musik leuchtet es sofort ein: Rhythmus und Melodie beeinflussen maßgeblich die Stimmung sowie die Atmosphäre eines Liedes. Eine zarte Ballade erzeugt eine ganz andere Energie in dir als Heavy Metal oder frecher Hip Hop. Doch eine einzige falsch gesetzte Note, ein einziges Aus-dem-Takt-Kommen kann bereits die Stimmung kippen. Und so verhält es sich auch bei Texten.
Ist etwas rhythmisch, dann ist es gleichmäßig; es fließt in regelmäßiger Abfolge oder in einem sich wiederholenden Muster von kurzen und langen Tönen.
Rhythmus und Melodie sind das Herz des Leseflusses
Wie jede Note hat auch jedes Wort einen bestimmten Klang. Wenn wir Wörter aneinanderreihen, also Sätze bilden, erzeugen wir eine bestimmte Klangfolge – die Melodie. Auch die Betonung einzelner Wörter hat auf Melodie und Rhythmus einen entscheidenden Einfluss. In Gedichten fällt uns das besonders deutlich auf. Mit der Wort- und Satzlänge sowie dem Satzbau erzeugen wir Rhythmus und Tempo. Beide beeinflussen die Dynamik und den Spannungsbogen. Auch alle Satzzeichen tragen dazu bei, entscheidende Akzente zu setzen.
Wenn Rhythmus und Melodie im Roman nicht stimmig sind, werden deine Leser es merken. Vielleicht wird ihnen nicht bewusst sein, dass es genau daran liegt, denn beim stillen Lesen nehmen sie vorrangig den Inhalt auf. Doch heimlich, still und leise schwingt der Klang trotzdem mit. Solcherlei Misstöne rufen bei deinen Lesern trotz interessantem Thema eher ein Missfallen hervor, ein Gefühl von »spricht mich nicht an«, »gefällt mir nicht«.
Rhythmisches Schreiben erzeugt nicht nur Bilder, sondern wahrhafte Gefühle – die Leser sehen nicht nur, was da steht. Sie spüren es. Sind Inhalt, Rhythmus und Melodie deines Romans fein nuanciert, erreichen sie die wirklich tiefen Ebenen und berühren deine Leser – noch tiefer, als es allein das Thema deines Romans kann.
Stimmige Komposition oder wirre Kakophonie?
Wie zum Himmel bekommst du nun den Flow von Melodie und Rhythmus in den Roman?
Zum Komponieren stimmiger Texte braucht es vor allem Gefühl und Übung. Doch wie bekommt man dieses Gefühl, wenn es einem nicht schon in die Wiege gelegt wurde? Eigentlich ganz einfach: Lies (d)einen Text. Lies ihn laut, denn beim stillen Lesen kann manch falsch gesetzte Note untergehen. Lausche dem Text und seinem Klang. Wenn du beim lauten Lesen gezielt auf den Klang der Worte und Buchstaben achtest, bemerkst du die unterschiedliche Wirkung von weichen und harten Lauten, von zischenden und summenden, hellen und dunklen oder stummen; und auch die Wirkung verschiedener Satzzeichen wird dir bewusster. Mit ein wenig Übung geht es dir irgendwann in Fleisch und Blut über und du erkennst es bald automatisch. Auch, ob der Übergang von einem Wort zum nächsten harmonisch und auf den Inhalt abgestimmt ist, spielt für den Lesefluss eine Rolle. Es kann holpern – oder aber genau die Stimmung und Atmosphäre transportieren, die du beabsichtigst.
»Jetzt zuschauen!« – Harte Zischlaute unterstreichen die Schroffheit einer Aufforderung, während ein nett formuliertes »Sieh mal hin« trotz zwei geschlossener Vokale eine ganz andere Wirkung erzielt. Durch die bewusste Anwendung solcher Formulierungen schaffen wir zudem Subtext und charakterisieren die Figuren – hoffentlich – treffend. Auch die Namen von Charakteren und Orten im Roman haben einen eigenen Klang und eignen sich sehr gut zur Charakterzeichnung und Schaffung von Atmosphäre. Nomen est omen. Aber das zeige ich dir in einem anderen Blogbeitrag.
Bei einer harmonischen Textkomposition vereinen sich Inhalt und Klang, fügt sich ein Wort in das andere – und das Lesen fließt wie von selbst. Erst wenn es irgendwo ruckelt, bemerkst du den »schiefen« Klang: Dein Lesefluss gerät ins Stocken oder du hast »so ein Gefühl«, dass eine Buchstabenkombination, ein Wort oder eine Formulierung dich stolpern und innehalten lässt. Oder der Inhalt ist schlicht nicht verständlich genug. Auch das hat Auswirkungen auf Rhythmus und Melodie. Nicht das Gelungene fällt auf, sondern das, was stört.
Es ist im Prinzip wie im Haushalt: Hast du die Fenster geputzt, fällt das keinem auf. Wenn du aber beim Blick aus dem Fenster nicht mehr unterscheiden kannst, ob es gerade regnet oder nur der Dreck auf dem Fenster die Sicht ins Grüne trübt, merkst du schnell, dass du was ändern und ins Tun kommen solltest. 😉
Was tun bei schiefen Tönen?
Auch die Wortwahl spielt eine entscheidende Rolle. Sind Rhythmus und Melodie im Text noch nicht harmonisch, ersetze das entsprechende Wort durch ein anderes inhaltlich passendes. Du kannst auch deinen Satz umstellen, um eine andere Melodie und damit Harmonie zu erzeugen. Einmal »würfeln« und schon hat der Satz eine andere Wirkung.
Auf einen Blick:
Was kannst du für eine harmonische Melodie deines Romans tun? Achte auch gezielt auf:
- Satzlänge
- Satzbau
- Betonung
- Verständlichkeit
- Wortwahl
- Rhythmus
- Satzzeichen
Schiefe Töne im Roman aufzuspüren und eine harmonische Melodie samt mitreißendem Rhythmus zu komponieren, ist gar nicht so schwer.
Willst du mit mir tiefer in die Klangwelt der Wörter eintauchen? Dann lass uns schnacken! Ich liebe das Komponieren von Texten, die begeistern, und unterstütze dich – mit Begeisterung – mit einem Lektorat.
Damit dein Roman nicht nur gut wird, sondern tief berührt.
Dein Roman ist meine Leidenschaft!
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